Krankenversicherung – Was sollten Sie beachten?

Das ist ein brisantes Thema, über das oft heiß diskutiert wird. Auf diesem Gebiet existieren zwischen Deutschland und Paraguay erhebliche Unterschiede. Während in Deutschland die Krankenversicherung Pflicht ist und eine Vollversorgung bietet, kümmert es den paraguayischen Staat nicht, ob und wie sich die Einwohner gegen Krankheiten und Unfälle versichern. Der Staat gewährt keinerlei finanzielle Unterstützung und gibt erheblich weniger Geld für das Gesundheitswesen aus als Deutschland oder auch die Nachbarländer Argentinien und Brasilien. 

 

Das Gesundheitswesen in Paraguay besteht aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor. Ungefähr 75 % der Paraguayer werden durch das öffentliche Gesundheitswesen versorgt, das restliche Viertel ist privat versichert. In Großstädten wie Asunción, Ciudad del Este und Encarnacion ist die medizinische Versorgung gut, während sie in einigen ländlichen Gebieten fast nicht vorhanden ist.

 

Das öffentliche Gesundheitswesen

 

Medizinische Betreuung wird in diesem Sektor in Regionalkrankenhäusern und (in entlegenen Gebieten) in Arzt- und Schwesternstationen angeboten. Die Behandlung ist kostenlos, kommt jedoch mit einem dicken Aber.

 

Dass die Behandlung kostenlos sei, bezieht sich nur auf die medizinische Prozedur und das Bett. Für alle anderen Dinge müssen die Patienten selbst aufkommen. Das betrifft beispielsweise Medikamente, medizinische Hilfsmittel, Verpflegung und mitunter sogar Bettwäsche. Paraguayer werden in diesen Fällen von ihren Familien unterstützt, während alleinstehende Einwanderer schlechte Karten haben. Dazu kommt, dass die öffentlichen Einrichtungen nahezu ständig überfüllt sind, es lange Wartezeiten gibt und die Ausrüstung veraltet oder kaputt ist. 

 

Für Einwanderer ist der Besuch eines öffentlichen Krankenhauses nur im Notfall zu empfehlen. 

 

Die privaten Krankenkassen

In diesem Sektor gibt es weder eine staatliche Regulierung noch eine Vergleichsstelle. Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind enorm. Einige Krankenkassen bieten eine landesweite medizinische Versorgung an, andere nur in einer Provinz, einer Stadt oder sogar nur in einem Krankenhaus. Trotzdem rät der deutsche Honorarkonsul, Herr Thomas Roh, in einem Artikel im Wochenblatt vom 4. April 2024 dringend zum Abschluss einer privaten Krankenversicherung.  Dabei gilt es jedoch einige Dinge zu beachten. 

 

Die Gesellschaften arbeiten mit Vertragskrankenhäusern und Vertragslaboren zusammen. Das bedeutet, Patienten können nicht einfach zu einem Arzt ihrer Wahl gehen, sondern müssen ein Vertragskrankenhaus aufsuchen. Es gibt kaum niedergelassene Ärzte wie in Deutschland, fast alle arbeiten in Krankenhäusern. Manche Krankenkassen verlangen von neuen Mitgliedern eine Voruntersuchung durch einen Vertragsarzt, andere verzichten darauf, bieten dafür aber in der ersten Zeit nur eine Kostenübernahme bei Notfällen an. Der Versicherungsschutz baut sich allmählich auf. 

 

Wie sieht der Versicherungsschutz aus?

Zusammen mit dem Aufnahmeantrag erhalten neue Mitglieder eine lange Liste der versicherten medizinischen Fälle. Die Behandlung in der Notaufnahme ist in der Regel zu 100 % gedeckt. Bei Medikamenten wird ein bestimmter Betrag pro Monat übernommen. Die Liste der gedeckten medizinischen Konditionen besteht aus einer langen Aufzählung von Krankheiten, Eingriffen und Tests. Bei einigen Punkten werden sämtliche Kosten übernommen, bei anderen nur Festbeträge oder eine bestimmte Anzahl pro Kalenderjahr. 

 

Zwischen den Anbietern existieren enorme Unterschiede. Das Problem ist, dass es keinerlei Vergleichsportale gibt. Man muss selbst recherchieren, welche Krankenkassen gut sind und welche nicht. Gute Krankenkassen sind auch hier in Paraguay nicht billig. Ob die gewählte Krankenkasse gut ist oder nicht, merkt man erst, wenn man sie braucht. Dann erfährt man, ob die Krankheit zu denen gehört, die versichert sind oder nicht. Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Arthritis sieht es mit dem Versicherungsschutz oft schlecht aus. Die Krankenkasse zahlt zwar die Diagnose, nicht aber die Behandlung. Ähnliches gilt für
Krebs oder die Behandlung von Schlaganfällen und Infarkten.

 

Die Beiträge werden monatlich bezahlt. Darum muss sich das Mitglied selbst kümmern. Wird das Fälligkeitsdatum verpasst, ruht der Versicherungsschutz nach wenigen Tagen, bis die Zahlung geleistet wurde. Mitglieder erhalten eine Versicherungskarte, die sie vor Beginn der Behandlung vorzeigen müssen. 

 

Welche Alternativen gibt es?

Viele Paraguayer und Einwanderer halten nicht viel von den privaten Krankenkassen. Sie legen stattdessen einen monatlichen Betrag auf die Seite und treten bei einem medizinischen Problem als Selbstzahler auf. Sie können in jedem Privatkrankenhaus behandelt werden, müssen jedoch zumindest einen erheblichen Betrag (oder auch die gesamten Kosten) bezahlen, ehe die Behandlung begonnen wird. In der Praxis bedeutet das, man sollte ständig ein paar Millionen Guarani zur Verfügung haben (2,5 Millionen Guarani sind etwa 300 Euro). 

 

Bis vor einiger Zeit war es noch möglich, sich in Argentinien kostenlos behandeln zu lassen. Diese Option wurde durch die neue Regierung dort abgeschafft. 



Wer sollte eine private Krankenversicherung abschließen?

Das empfiehlt sich insbesondere für Familien mit Kindern oder Menschen, die einer risikoreichen Beschäftigung nachgehen, beispielsweise Farmer, Gastronomen, Tourguides und ähnliche. Diese Personen werden schnell krank oder haben ein hohes Unfallrisiko. Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, wie er für den Fall einer Krankheit oder eines Unfalls vorsorgen möchte. Paraguay ist das Land der Freiheit und macht den Einwohnern in diesem Punkt keine Vorschriften.

 

Häufig gestellte Fragen

Gibt es einen medizinischen Notdienst in Paraguay?

Nein, es gibt keinen landesweiten medizinischen Notruf. Die Nummer 911 alarmiert die Polizei oder die Feuerwehr. Einige Krankenversicherungen bieten ein Ambulanz-Service an, der gilt jedoch nur für Mitglieder. In der Regel muss man sich selbst ins Krankenhaus begeben. Wenn man selbst nicht mehr fahren kann, muss das ein Angehöriger oder Nachbar übernehmen oder man bestellt ein Auto bei Bolt oder Uber. 

 

Wie sieht es mit Impfungen aus?

Offiziell zugelassene Impfungen werden zwar nicht durch die Krankenkassen versichert, sind aber für alle Einwohner Paraguays kostenlos. Sie werden beispielsweise in den Krankenhäusern des IPS angeboten. Der IPS ist so etwas wie der öffentliche Dienst. Man braucht keinen Termin, sondern kann montags bis freitags tagsüber einfach hingehen. 

 

Wie hoch sind die Mitgliedsbeiträge?

Das hängt vom Alter des Mitglieds und dem Umfang der Deckung ab. Der Monatsbeitrag beginnt bei etwa 250.000 Guarani für einen Basisplan, kann aber auch weit über 1 Million Guarani für Senioren oder eine umfassende Deckung betragen. 

 

Was ist mit einer Auslandskrankenversicherung für Expats?

So eine Versicherung kann man nur abschließen, wenn man seinen Wohnsitz noch in Deutschland hat. Die Deckung ist besser als bei den hiesigen Privatversicherungen, dafür sind aber auch die Beiträge höher und man muss in der Regel in Vorleistung treten. Verträge können für maximal 5 Jahre abgeschlossen werden und sind nicht verlängerbar. Diese Art der Versicherung eignet sich eher für Personen, die sich nur vorübergehend im Ausland aufhalten.