Als Rentner nach Paraguay auswandern – am Pool entspannen statt Flaschen sammeln
Neigt sich das Arbeitsleben dem Ende zu, freuen sich viele Menschen schon auf die Rente. Endlich ausschlafen können, Zeit für Hobbys haben, Reisen unternehmen und nicht mehr unter Stress stehen. Ist es dann endlich so weit, werden die frisch gebackenen Rentner jedoch schnell von der Realität eingeholt. Für viele reicht die Rente kaum zum Leben und anstatt den wohlverdienten Ruhestand zu genießen, müssen sie entweder einer Nebenbeschäftigung nachgehen oder Grundsicherung im Alter beantragen, um ihre Lebenshaltungskosten zu finanzieren. Nicht wenige sind sogar dazu gezwungen, Pfandflaschen zu sammeln. Versteht man das unter dem Begriff: in Würde alt werden?
Auswandern nach Paraguay – die bessere Alternative
Anstelle der 3 oben genannten Möglichkeiten entschied ich mich 2023 dazu, nach Paraguay auszuwandern. Nach nunmehr 2 Jahren kann ich einschätzen, dass dieser Schritt einer der besten meines Lebens war und ich ihn keine Sekunde lang bereut habe. Ich beziehe eine relativ geringe Altersrente von etwa 900 €/Monat, kann aber mit diesem Betrag hier in Paraguay menschenwürdig leben.
Was spricht für Paraguay als neue Heimat?
Was sofort ins Auge fällt, sind die niedrigen Lebenshaltungskosten. Sie sind die niedrigsten in ganz Lateinamerika und liegen sogar noch unter denen von Thailand oder den Philippinen.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Einfachheit, mit der man in Paraguay eine Aufenthaltserlaubnis bekommt. Man muss kein Mindesteinkommen nachweisen und nur wenige Dokumente aus Deutschland beibringen. So etwas wie den in Thailand üblichen “Visarun” gibt es in Paraguay nicht. Bei der Einreise nach Paraguay kannst du eine für 2 Jahre gültige vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung beantragen und nach deren Auslaufen die ständige Aufenthaltserlaubnis.
Wusstest du, dass Paraguay ein Steuerparadies ist (jedoch keine Steueroase)? Die südamerikanische Republik verfolgt das Prinzip der Territorialbesteuerung. Das bedeutet, es wird nur Einkommen besteuert, das auf dem Staatsgebiet Paraguays erzielt wird. Einkommen aus ausländischen Quellen, beispielsweise Renten und Pensionen, Mieteinnahmen und Kapitalerträge, ist steuerfrei. Der Höchstsatz der Einkommenssteuer und die Mehrwertsteuer betragen nur 10 %.
Wahrscheinlich bist du es von Deutschland gewohnt, dass die Menschen mürrisch und schlecht gelaunt sind. Hier in Paraguay wirst du das Gegenteil erleben. Fast alle Leute sind freundlich und hilfsbereit, selbst wenn du nur schlecht Spanisch sprichst. Ausländer werden gern gesehen, weil sie Geld ins Land bringen und Jobs schaffen. Bei Behörden kannst du ohne Termin vorsprechen und die Mitarbeiter bemühen sich, dir zu helfen, wenn sie auch mitunter Fehler machen.
Dienstleistungen kosten einen Bruchteil dessen, was du in Deutschland bezahlen würdest. Du kannst dir zum Beispiel eine 45-minütige Ganzkörpermassage für 12 € gönnen. Einen Herrenhaarschnitt gibt es bereits ab 3 €.
Bis auf wenige Ausnahmen wie Kaffee sind Lebensmittel günstiger als in Deutschland. Obst und Gemüse stehen das ganze Jahr über aus Freilandanbau zur Verfügung. In einem einfachen Restaurant kannst du für weniger als 3 € ein Mittagsmenü bestellen. Noch günstiger wird es, wenn du selbst kochst. Da Deutsche, Österreicher und Schweizer die drittgrößte Gruppe der Einwanderer stellen, gibt es einige örtliche Firmen, die deutsche Lebensmittel wie Bratwürste, Wiener, Kassler und Sauerkraut herstellen oder importieren. Bis auf wenige Ausnahmen esse ich dieselben Gerichte wie in Deutschland.
Mittlerweile steht schnelles Internet flächendeckend zur Verfügung. Dadurch kannst du unter anderem deutsches Fernsehen live, ohne VPN, Anmeldung oder Abo gucken und deutsche Radiosender hören.
Meine monatlichen Fixkosten
Ich wohne zur Miete in einer Dreizimmerwohnung in einem Apartmenthaus, Baujahr 1998. Die Wohnung verfügt über die übliche Ausstattung mit Küche, Bad, Balkon, Schlaf- und Gästezimmer sowie eine Klimaanlage. Vom Balkon hat man einen herrlichen Fernblick über den Rio Paraná bis nach Argentinien. Das Gebäude verfügt über 2 Fahrstühle, einen 10-m-Pool und einen Partyraum. Der Eingang wird durch einen Pförtner rund um die Uhr bewacht. Weil das Gebäude einen eigenen Tiefbrunnen hat, ist das Leitungswasser trinkbar. Für Reparaturen und Installationen steht ein ausgebildeter Haustechniker zur Verfügung.
Miete (inklusive Wasser, Treppenhausreinigung und Müllabfuhr): 2 Millionen Guarani = 239 €
Strom: wird nach Verbrauch abgerechnet: ca. 100.000 Guarani = 12 €
Internet: Zugang per WLAN-Router, 110 MB/s: 100.000 Guarani = 12 €
Mobilfunkvertrag: 16 GB Datenvolumen/Monat im 3G Netz: 60.000 Guarani = 7,25 €
Einmal pro Woche treffe ich mich mit meinen Freunden auf ein Bier in einer Tankstelle. Dabei fallen folgende Kosten an: 2 Flaschen Bier zu je 1 l: 16.000 Guarani = 1,95 €
Heimfahrt mit dem Taxi: 1,25 €.
Wöchentlich: 3,20 €, multipliziert mit 4,5 (der Anzahl der Wochen pro Monat: 14,40 €
Insgesamt ergibt das ungefähr 285 Euro an Fixkosten pro Monat.
Zu meinen Lebensumständen: Ich wohne in Encarnacion, einer Stadt mit ungefähr 140.000 Einwohnern im äußersten Süden Paraguays. Sie gilt als die schönste Stadt des Landes und ist ein beliebter Urlaubsort. Encarnacion liegt am Ufer des Rio Paraná, dem zweitgrößten Strom Südamerikas. Im Stadtgebiet von Encarnacion erreicht der Fluss eine maximale Breite von 6 km. Es gibt 3 Badestrände, die sehr gepflegt sind und kostenlos benutzt werden können.
Fast alle Wege kann ich zu Fuß zurücklegen, sodass ich kein Auto benötige. Sollte es doch zu weit sein oder bei schlechtem Wetter, fahre ich mit Bolt bzw. Uber. In meiner Freizeit gehe ich oft spazieren, treffe mich mit meinen Freunden oder schwimme im Pool oder im Fluss. Außerdem koche ich gern.
Wie sieht es mit der Krankenversicherung aus?
Dieser Punkt wird von vielen am Auswandern nach Paraguay Interessierten immer mit einem gewissen Misstrauen und Zweifel erfragt, die aber zum größten Teil unbegründet sind. Warum sage ich das? Zum einen ist das deutsche Gesundheitswesen längst nicht mehr so gut wie sein Ruf. Kassenpatienten müssen beispielsweise oftmals monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt oder auf Operationen warten. Während der Wartezeit sollen sogar schon Patienten verstorben sein. Selbst Allgemeinmediziner nehmen in ihren Praxen häufig kaum noch neue Patienten auf. Wer eine bessere und schnellere Behandlung möchte, muss die Kosten aus eigener Tasche bezahlen.
Zum anderen ist das Gesundheitswesen in Paraguay besser als sein Ruf. Zugegeben, in ländlichen Gebieten ist die medizinische Versorgung schlecht, aber die meisten Rentner zieht es sowieso eher in die Städte oder zumindest an den Stadtrand. In den größeren Städten gibt es zahlreiche Privatkliniken, die gut ausgestattet sind. Kleinere Gesundheitsprobleme werden in den staatlichen Krankenhäusern behandelt. Die sind auch sehr gut in der Behandlung von Unfällen, da es in Paraguay leider sehr viele Unfälle mit Motorrädern gibt. In den staatlichen Krankenhäusern bezahlt man für die Behandlung so viel, wie man aufbringen kann. Allerdings kann es passieren, dass man auf Operationen lange warten muss, ähnlich wie in Deutschland, oder dass bestimmte Medikamente oder Behandlungsmethoden nicht verfügbar sind.
Wenn du möchtest, kannst du deshalb eine private Krankenversicherung abschließen. Da Paraguay nicht in der EU ist, bekommst du in Deutschland die volle Rente ausgezahlt, es wird kein Beitrag für die Krankenversicherung der Rentner und die Pflegeversicherung abgezogen. Für diesen Betrag kannst du eine private Pflegeversicherung abschließen. Dabei solltest du aber beachten, dass die Konditionen von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich sind und es keine Vergleichsmöglichkeiten oder Mindeststandards gibt. Chronische Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Alzheimer, Demenz und ähnliche Krankheiten sind in der Regel von der Kostenübernahme ausgeschlossen.
Deshalb nutzen die meisten Einheimischen und Einwanderer den Umstand aus, dass es in Paraguay keine Pflicht ist, eine Krankenversicherung abzuschließen. Sie legen sich jeden Monat einen Geldbetrag auf die Seite und bauen sich eine Reserve für Notfälle auf. Treten gesundheitliche Probleme auf, gehen sie in eine Privatklinik oder zu einem Facharzt und bezahlen die Behandlung selbst. Die Konsultation eines Allgemeinmediziners kostet im Durchschnitt um die 35 €, die eines Facharztes ungefähr 55 €. Im schlimmsten Fall kannst du für eine Behandlung wieder nach Deutschland zurückkehren. Die GKV, in diesem Fall die Krankenversicherung der Rentner, KVdR, ist verpflichtet, dich wieder aufzunehmen, wenn du vorher Mitglied warst (Kontrahierungszwang).
Was ist, wenn du pflegebedürftig wirst?
Viele Menschen schrecken davor zurück, ins Ausland zu ziehen, weil sie sich davor fürchten, dort im Alter pflegebedürftig zu werden. Dabei bedenken sie aber nicht die Situation in Deutschland. Der deutsche Staat kann zur Deckung der Pflegekosten dein eigenes Vermögen einsetzen. Das davon ausgenommene Schonvermögen beträgt für Alleinstehende lediglich 10.000 € und für Verheiratete 20.000 €. Abgesehen von bestimmten Alterssicherungen, Hausrat und einem angemessenem Auto kann alles weitere Vermögen zur Deckung der Kosten herangezogen werden. Mit anderen Worten, wenn du dein Leben lang gespart hast, kann dich der Staat dazu zwingen, dein Erspartes für deine Pflege einzusetzen.
Wie ist die Situation in Paraguay?
Der Staat tastet Privatvermögen grundsätzlich nicht an. Du kannst beispielsweise dein Erspartes hierher bringen und als Festgeld mit hohen Zinsen anlegen. Diese sind steuerfrei. Darüber hinaus ist es bei den niedrigen Lebenshaltungskosten kein Problem, jemanden anzustellen, der dich täglich versorgt, einkaufen geht, putzt und die Wäsche wäscht. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt derzeit ungefähr 345 €/Monat und der Tageslohn ca. 13 €. Wie du siehst, kannst du dir selbst bei einer relativ kleinen Rente eine Haushaltshilfe leisten, die vielleicht zwei- bis dreimal pro Woche vorbeikommt und sich um dich kümmert.
Nur 14 Prozent aller Pflegebedürftigen müssen stationär betreut werden. Diese Zahl ist seit Jahren unverändert.
Wie ist es um die Kriminalität bestellt?
Glaubst du den Angaben des Bundes-Außenministeriums, ist Paraguay ein sehr gefährliches Land mit einer hohen Kriminalitätsrate. Das US-Außenministerium hat jedoch eine entgegengesetzte Meinung und bezeichnet Paraguay als völlig sicher für Touristen. Woher kommen die unterschiedlichen Meinungen? Es stimmt, dass die Raten für Gewaltverbrechen und Straftaten in Paraguay höher als in Deutschland sind, aber sowohl Touristen als auch deutsche Einwanderer sind davon nur wenig betroffen. Die meisten Gewaltstraftaten ereignen sich im Bereich häusliche Gewalt, Streit unter Nachbarn oder Beziehungsstraftaten. Einbrüche sind relativ häufig und in ländlichen Gebieten Viehdiebstahl und Diebstahl von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten. Schmuggel ist geradezu ein Volkssport und auch Drogendelikte sind häufig.
Es gibt jedoch keine Bandenkriege auf offener Straße und auch Gewalttaten gegen Fremde sind relativ selten.
Was ist mit der Einsamkeit?
Viele Rentner scheuen sich, den Schritt zum Auswandern zu vollziehen, weil sie befürchten, in der Fremde einsam und allein zu leben. Dazu solltest du aber folgendes bedenken: Auch in Deutschland sind viele alte Menschen einsam. Die Kinder und Enkel sind ausgezogen und kümmern sich nicht mehr um ihre Eltern bzw. Großeltern. Sie wohnen weit entfernt und haben keine Zeit für einen Besuch. Zu Weihnachten und zum Geburtstag kommt höchstens mal eine Karte, das war es.
Vor meiner Ankunft in Paraguay war Einsamkeit auch eine meiner größten Befürchtungen. Das Gegenteil ist passiert. Ich habe hier mehr Freunde gefunden und bessere soziale Kontakte, als ich sie je in Deutschland hatte. Das liegt daran, dass die Einheimischen freundlich sind und gerne Kontakte knüpfen. Deutsche, die in Paraguay leben, sind in der Regel auch froh, wenn sie einen Landsmann treffen. Durch Zufall habe ich hier einen anderen Deutschen getroffen. Wir sind beste Freunde geworden und wohnen im selben Gebäude. Bei unseren regelmäßigen Treffen in einer Tankstelle lernten wir einen weiteren Deutschen und einen Schweizer kennen. Neben der deutschen Sprache verbinden uns die Gemeinsamkeiten, dass wir alle 4 allein leben, kein Auto haben und nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügen. Wir kommen aus demselben sozialen Umfeld und verstehen uns gut. Darüber hinaus habe ich noch 2 weitere gute Freunde, einen in der Nähe von Ciudad del Este und einen bei Asunción. Meiner Erfahrung nach ist es in Paraguay leichter, Freunde zu finden als in Deutschland.
Fazit
Für deutsche Rentner bietet das Auswandern nach Paraguay eine ausgezeichnete Alternative zu einem tristen Leben am Existenzminimum in Deutschland. Das Land zeichnet sich nicht nur durch seine niedrigen Lebenshaltungskosten aus, sondern bietet auch ein hohes Maß an persönlicher Freiheit. Die Menschen sind freundlich und das warme Klima erlaubt eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten. Man kann sich gesund und kostengünstig ernähren und fast das ganze Jahr über Wandern und Baden. Mit der paraguayischen Cedula (Ausweis) kannst du ohne Visa und Stempel nach Brasilien, Argentinien, Uruguay und Bolivien reisen, ähnlich wie innerhalb der EU. Die Steuern sind niedrig und der Staat mischt sich nur wenig in die Angelegenheiten der Bürger ein. Während du in Deutschland vielleicht Wohngeld und Heizkostenzuschuss beantragen müsstest (oder gar Flaschen sammeln), kannst du dich in Paraguay im Pool oder am Strand entspannen und würdig leben.
Worauf wartest du noch? Auf nach Paraguay!