
Wie ist die Schulbildung in Paraguay?
Diese Frage bewegt viele Auswanderer mit Kindern, die beschlossen haben, Paraguay zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt zu machen. Schließlich wollen die Eltern nur das Beste für ihre Kinder. Dazu gehört auch, ihnen eine möglichst gute Schulbildung zukommen zu lassen.
Das Schulsystem in Paraguay
Genauso wie in Deutschland gibt es auch in Paraguay eine Schulpflicht. Alle Kinder haben das Recht auf Bildung. Mit dem vollendeten 6. Lebensjahr müssen sie 9 Jahre lang eine Schule besuchen, die in die Grundschule und die Sekundärschule (Oberstufe) unterteilt wird. Die meisten Kinder verlassen die Schule nach 9 Jahren. Es besteht jedoch die Möglichkeit, ein Abschlusszeugnis, Bachillerato genannt, zu erwerben. Das entspricht ungefähr dem deutschen Abitur und berechtigt zu einem Studium an einer paraguayischen Universität. Neben den öffentlichen Schulen gibt es viele private Schulen, darunter auch deutsche und internationale Schulen. Homeschooling ist ebenfalls möglich.
Zwar besteht eine gesetzliche Schulpflicht, diese wird aber in der Praxis weder durchgesetzt noch kontrolliert. Letztendlich bleibt es der Verantwortung der Eltern überlassen, welche Bildung sie ihren Kindern ermöglichen wollen. Eine Berufsausbildung gibt es in Paraguay nicht. Für einige Berufe ist jedoch ein Studium erforderlich.
Der Unterricht an den öffentlichen Schulen ist kostenlos. Privatschulen erheben Schulgeld, um die Kosten zu decken. Die Gebühren schwanken, Eltern können aber im Durchschnitt mit etwa 300 €/Monat pro Kind rechnen. Dazu kommen noch die Kosten für Schuluniformen und den Schulweg oder die Unterbringung in einem Internat.
Welche Bedingungen herrschen an den öffentlichen Schulen?
Paraguayische Kinder dürfen sich glücklich schätzen, denn sie haben weltweit von allen Schülern die wenigsten Unterrichtsstunden pro Jahr. Das liegt vor allem daran, dass sie oft Ferien haben. Beispielsweise sind landesweit an allen Schulen von Mitte Dezember bis Ende Januar Sommerferien und auch sonst haben die Kinder oft Ferien. Der Leistungsdruck ist deutlich geringer als in Deutschland.
Da paraguayische Familien meist kinderreich sind, werden an vielen Schulen die Kinder in 2 “Schichten” unterrichtet. Die Frühschicht dauert ungefähr von 7 bis 11 Uhr und die Spätschicht von 13 bis 17 Uhr. Es gibt zwar einen staatlichen Lehrplan, die Lehrer sind aber nicht verpflichtet, sich daranzuhalten. Sie können selbst entscheiden, was sie den Kindern vermitteln und wie sie den Lehrstoff präsentieren.
In den öffentlichen Schulen werden Spanisch und je nach Region auch Guarani als Unterrichtssprache verwendet. Die Fächer sind mehr praxisorientiert. Unterrichtet werden beispielsweise:
- Spanisch und Guarani
- Mathematik
- Sport
- Religion
- Gartenarbeit & Basteln
- Gesundheitskunde
- Projekte
In der Oberstufe kommen noch Englisch als Fremdsprache, Naturwissenschaften, Geschichte und Geografie, Ethik, Staatsbürgerkunde und Berufskunde dazu. Das Niveau an den öffentlichen Schulen schwankt stark. In Asunción und anderen großen Städten ist die Ausstattung relativ gut und den Kindern wird viel Wissen vermittelt, auf dem Land dagegen fehlt es vielen Schulen an allen Ecken und Enden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Unterricht an öffentlichen Schulen nicht besonders gut ist. Das größte Problem für deutsche Kinder dürfte sein, dass nur in Spanisch unterrichtet wird. Abschlüsse öffentlicher paraguayischer Schulen werden in Deutschland nicht anerkannt. Damit können die Schüler in Deutschland nicht studieren.
Es gibt jedoch einen Kniff, mit dem ein Schüler, der ein Bachillerato (Abitur) hat, in Deutschland studieren kann. Er oder sie muss in Paraguay mindestens ein Jahr eine staatlich anerkannte Universität besuchen. Das berechtigt zum Studium in Deutschland.
Private Schulen
Viele Eltern, die ihren Kindern den Lebensweg ebenen möchten (und es sich leisten können), schicken ihr Kind auf eine Privatschule. Davon gibt es einige, darunter sowohl internationale als auch deutsche Schulen. Die meisten von ihnen befinden sich in und um Asunción, es gibt aber auch Privatschulen in Independencia und Hohenau.
Worauf sollten Eltern bei der Wahl einer Privatschule achten?
Das Niveau dieser Schulen ist unterschiedlich. Am besten informiert man sich vorher in Foren und auf Facebook über die Schule seiner Wahl. Wenn sich eine Privatschule deutsch nennt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Deutsch als Unterrichtssprache verwendet wird. Es gibt einige Schulen mit dem Adjektiv deutsch im Namen, an denen aber lediglich Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wird.
Wichtig zu wissen ist auch, dass nur relativ wenige paraguayische Privatschulen gibt, deren Abschlüsse in Deutschland anerkannt werden. Zu den wichtigsten Privatschulen in Paraguay gehören;
- Goetheschule in Asunción
- Deutschsprachige Mennonitenschule Colegio Concordia, Asunción
- Colegio Gutenberg, Lambaré
- Pan American International School, Luque
Online-Schulen als Alternative
Familien, die auf dem Land leben, sind oftmals zu weit entfernt von der nächsten Privatschule. Vorausgesetzt man verfügt über schnelles Internet (beispielsweise Starlink, können die Kinder am Unterricht einer Onlineschule teilnehmen. Es gibt mehrere Einrichtungen dieser Art. Zu den bekanntesten gehört die Fernschule ILS. In dieser Schule müssen die Kinder selbstständig lernen und werden geprüft. Mit dem ILS können sie unter anderem den deutschen Realschulabschluss machen oder das Abitur in einer Externenprüfung ablegen. Die Kosten für ein Schuljahr betragen ca. 1.000 Euro.
Beliebt ist auch die Clonlara School. Es handelt sich um eine US-amerikanische Privatschule, die Unterricht in mehreren Sprachen, darunter auch Deutsch, anbietet. Die Schüler lernen selbstständig und besprechen ihre Fortschritte regelmäßig mit einem Mentor.
Die Wilhelm-von-Humboldt-Schule ist eine deutsche Online-Privatschule, an der Kinder von der Grundschule bis zum Gymnasium unterrichtet werden. Der Unterricht erfolgt live in kleinen Klassen. Allerdings dürften die unterschiedlichen Zeitzonen Probleme machen.
Homeschooling
Da der Besuch einer öffentlichen oder privaten Schule in Paraguay nicht durchgesetzt wird, besteht auch die Möglichkeit, die Kinder selbst daheim zu unterrichten. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Eltern die Zeit und die notwendigen pädagogischen Fähigkeiten haben. Der Lehrplan kann weitgehend an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder angepasst werden. Nur einige Fächer sind obligatorisch. Dazu gehören:
- Sprachen
- Mathematik
- Geografie
- Geschichte
Der Lehrplan muss dem Ministerium für Bildung und Kultur, MEC, vorgelegt und von diesem genehmigt werden.
Es ist auch relativ einfach, eine sogenannte „freie“ Schule zu gründen. Eltern können sich zusammentun und ihre Kinder gemeinsam von einer Lehrkraft unterrichten lassen.
Für mehr Informationen können Sie uns gern kontaktieren.